archiv-2006

Japanisches Sakura-Bad in Buchholz fertiggestellt

Therapie im Wasser – auch für Menschen mit erworbenem Hirnschaden/  Hannelore-Kohl-Stiftung ermöglicht Lifter für 12.000 Euro

Buchholz - Angela P. freut sich sichtlich. Als erste Bewohnerin des REHA-HAUSES wird sie mit Hilfe eines Lifters in das gerade eröffnete Schwimmbecken des Sakura-Bades gelassen. Im 30 Grad warmen Wasser wartet bereits eine Physiotherapeutin. Fast spielerisch übt sie mit der jungen Frau, die seit Jahren an einer schweren Hirnverletzung leidet, einfache Bewegungen, um die motorischen Fähigkeiten zu schulen. Die Therapie gehört zum Konzept des Heimes, das sich nur wenige Meter entfernt auf der anderen Straßenseite in Buchholz/Dithmarschen befindet. Mit der Installation des Lifters ist das letzte, sehr wichtige Teilstück des Therapie- und Bewegungsbades fertiggestellt worden. Damit konnte es jetzt seiner Bestimmung übergeben werden. Finanziert wurde der Lifter im Wert von mehr als 12.000 Euro durch die Hannelore-Kohl-Stiftung, die die Summe dem gemeinnützigen Verein „Die Buche e.V.“ zur Verfügung gestellt hatte. „Der Verein unterstützt mit seiner Arbeit die soziale Integration von Menschen mit erworbenen Hirnschäden. Da passen das Bad und seinen therapeutischen Möglichkeiten natürlich gut ins Konzept“, erläutert Thomas Fischer, 1. Vorsitzender des Vereins. In Zukunft steht das Sakura-Bad nicht nur für Therapien der Bewohner des REHA-HAUSES, einer Einrichtung der Phase F in der neurologischen Behandlungskette, zur Verfügung. Auch andere Patienten können in dem acht mal vier Meter großen Becken behandelt werden. Dazu gehören zum Beispiel Menschen mit schweren Schädel-Hirnverletzungen, die nicht im Heim, sondern in der häuslichen Umgebung betreut werden. Darüber hinaus haben sich bereits Gruppen zusammengefunden, die Baby- und Kinderschwimmen, Aquafitness und mehr durchführen. „Die schwerstbehinderten Menschen haben zwar Vorrang, jedoch gibt es immer noch freie Zeiten, in denen andere Therapien oder Gruppenaktivitäten angeboten werden können“, berichtet Fischer. Kurse und Termine gebe es auf Anfrage.

Das japanische Sakura-Bad, das vom Burger Unternehmen Piscator-Kontor betrieben wird, zeigt schon aufgrund seiner äußeren Anmutung, dass es sich nicht um ein „normales“ Freizeitbad handeln kann. Die Lamellen, „Schwerter“ genannt, an der Fassade des Gebäudes sind ein außergewöhnliches Gestaltungselement. Sie sind Sonnen- und Sichtschutz zugleich. Aufgrund unterschiedlicher Farbgebung verändert das Gebäude sein Gesicht aus jeder Blickrichtung und bei unterschiedlichen Sonnenständen. Doch auch im Inneren sind die Bauherren gemeinsam mit den Architekten Jebens und Schoof andere Wege gegangen. Immerhin gilt es, vor allem behinderte und schwerbehinderte Menschen in dem Bad zu behandeln. Daher reicht ein einfaches „behindertengerecht“ bei Weitem nicht aus. So sind - um nur ein Beispiel zu nennen - Damen- und Herren-Bereiche auch durch farblich andere Kacheln visualisiert worden, um stark sehbehinderten Bewohnern den richtigen Weg zu weisen. Hinzu kommen nicht nur eine Haustechnikanlage, die höchsten Ansprüchen genügt, sondern auch jede Menge weiterer technischer Finessen. Um den Zugang zu erleichtern, haben die Heider Architekten großzügige Räumlichkeiten im Windfang, im Flur sowie im Barfußbereich eingeplant. Um das Wasserbecken herum ist zudem ein mindestens ein Meter breiter Umlauf gebaut worden, der den Zugang auch für in der Beweglichkeit stark eingeschränkte Menschen möglich macht. Obwohl das Becken mittlerweile bereits fleißig ausprobiert wird, ist die offizielle Eröffnungsfeier pünktlich zum japanischen Kirschblütenfest geplant, also im Mai 2017 sein. Dann wird es auch eine Fotoausstellung mit einem Dithmarscher und einem japanischen Fotografen geben.